Mia Luz

Sängerin und Musikerin

Seit sie denken kann, ist Musik Teil ihres Lebens und seit nun knapp15 Jahren auch ihr Hauptberuf. Gelernt hat Mia Luz fast ausschließlich direkt durch das Musikmachen selbst: auf der Bühne, beim Erarbeiten ihrer Lieder und im Studio. Die Sängerin unterrichtet derzeit in Deutschland und Vorarlberg in den Bereichen Gesang, Songwriting, Gitarre, Ukulele, Percussion und Rhythmik. Mia Luz hat bislang zwei Alben veröffentlicht – viel wichtiger ist ihr jedoch die Erkenntnis, wie heilsam Musik auf Körper und Seele einwirken kann. Diese Erfahrung gibt sie seit zwei Jahren in sogenannten „Singkreisen“ in Vorarlberg und in der Toskana weiter.

„Wahre Musik kommt von innen heraus und nicht aus dem Kopf“, erklärt uns die Mitte 30-Jährige. Und mit diesem Satz sind wir nicht nur gleich mitten im Thema, sondern auch am Beginn ihrer eigenen Lebensgeschichte: Ihre intuitive und sensible Herangehensweise – nicht nur an die Musik, sondern auch an das Leben – hat ihr als kleines Mädchen nicht nur Vorteile verschafft. Die heute so in sich ruhende Persönlichkeit, die uns in einem Café in Dornbirn zum Gespräch gegenüber sitzt, hatte mit dem damals herrschenden Schulsystem ordentlich zu kämpfen:

Titelfotos: Andrea Arichtef; ©Mia Luz

Im engen Korsett des Schulsystems

Aufgewachsen ist Mia Luz als „Michaela Lutzmayer“ in Weiler in Vorarlberg, „in einem liebevollen Elternhaus“, wie sie betont, „sehr frei und natürlich, ohne Computer und Handy. Und dafür bin ich sehr dankbar“. Umso mehr legt Mia Luz die Stirn in Falten, als die Sprache auf ihre Schulzeit kommt: „Ich habe sehr gelitten unter unserem Schulsystem. Ich war unsicher und schüchtern und konnte mit den engen Strukturen und der Strenge nichts anfangen.“ Dennoch ist sie nach der Volksschule nicht nur „brav“ weiter in die Musikhauptschule gegangen, sondern hat danach auch noch die Tourismusschule mit Matura abgeschlossen. „Meine Mutter hat mir einmal nach einem Elternsprechtag erzählt, dass mein Lehrer sich beschwert hatte, dass es mich mehr interessiert hatte, was die Vögel draußen im Schulhof machen und weniger das, was vorne an der Tafel passiert. Und genau so war es auch. Heute kann ich mich da immer noch selbst sehr gut verstehen“, lacht sie. „Ich habe bald gewusst, dass ich nie in einem Büro oder einem Nine-to Five-Job arbeiten werde. Es war mir klar, dass ich dabei zugrunde gehen würde. Dazu bin ich viel zu viel Freigeist.“

Als Zwölfjähre erste Songs geschrieben

Mia Luz hat ihr Talent zum Singen und Musikmachen erst so richtig realisiert, als sie sich nach der Matura selbst die Frage gestellt hat, womit sie sich gerne ihren Lebensunterhalt finanzieren würde: „Ich fragte mich – Was macht mir Freude? Klar, Singen und Musik! Erst da habe ich gemerkt, dass ich mit meinem Talent, meiner Leidenschaft ja eigentlich auch Geld verdienen könnte. Bisher hatte ich das immer mehr als eine Art Hobby betrachtet“. Im Alter von neun Jahren hat sie damals ihre ersten Griffe auf der Gitarre gelernt, „meine Mama hat sie mir gezeigt. Sie hat damals gerne für sich privat gespielt und bei uns ist zuhause immer Musik gelaufen. Weltmusik und alle möglichen Musikrichtungen. Weniger Radio. Ich habe dann angefangen, Lieder nachzuspielen, Beatles-Nummern und so weiter. Mit zwölf habe ich dann eigene Lieder geschrieben, mit 16 habe ich im Studio meine eigenen Songs aufgenommen und habe meine erste Band gegründet. Es war mir lange nicht bewusst, dass daraus vielleicht einmal ein Beruf werden könnte. Wenn ich so zurück blicke und schaue, wie sich das Ganze entwickelt hat, war es offenbar mehr Berufung, es hat sich in meinem Leben so ergeben.“

Musik brachte die Kraft zurück

Mia Luz hat nach ihrem Schulabschluss zunächst damit begonnen, Hintergrundmusik in Bars und die musikalische Umrahmung von Privat- und Firmenveranstaltungen zu gestalten. „Background war mir immer lieber als der pure Konzertauftritt, bei dem ich so extrem im Mittelpunkt stehe. Ich habe mich immer ein bisschen davor gefürchtet, derart im Fokus zu sein. Aber alle anderen Auftritte waren für mich immer wie Urlaub. Ich konnte es so richtig genießen, den musikalischen Rahmen zu bilden, eine tolle und angenehme Atmosphäre zu schaffen, in der sich jeder wohl fühlte, das habe ich immer gerne gemacht.

©Mia Luz

©Mia Luz

Und von diesen Jobs konnte ich schlussendlich auch leben. Ich hatte ein paar Auftritte pro Monat. Mehr wollte ich gar nicht: denn die ersten zehn Jahre nach meinem Schulabschluss hatte ich das Gefühl, mich von meiner Schullaufbahn erholen zu müssen. Diese Jahre als Schülerin haben mir sehr viel Energie geraubt“, erzählt die Musikerin nachdenklich. Die Musik habe ihr schließlich dabei geholfen, das langsam und über mehrere Jahre hinweg wieder auszugleichen.

Emotion statt Noten

Es scheint daher nur logisch, dass Mia Luz auch keine klassische Musikausbildung oder ein Studium angestrebt hat. „Alles, was ich kann, kommt von meinem Tun und Eigeninteresse. Heute würde ich sagen: meine Begabung war mein Antrieb, und meine jahrzehntelange Musikerfahrung hat mich gelehrt.“ Ihre „Lehr- und Wanderjahre“ sind mit einer Reise durch die unterschiedlichsten Musikrichtungen vergleichbar, auf der die Sängerin nicht nur ihren eigenen Stil, sondern auch die unterschiedlichsten Musiker und Menschen kennen gelernt hat, von denen sie wiederum einiges lernen konnte.

Ihr Unterricht, in dem sie heute ihr Wissen weitergibt, findet daher auch ganz ohne Noten statt. „Mein Zugang zur Musik ist rein intuitiv – für mich ist Musik pures Gefühl und Wahrnehmung. Noten sind zwar wertvolle Hilfsmittel. Für meinen Beruf und meine Art, Musik zu machen, benötige ich sie jedoch nicht.“ Und diesen Zugang zur Musik möchte sie heute im Unterricht vermitteln (Hier geht es zur Homepage der Sängerin). Zweimal in der Woche unterrichtet Mia Luz. Die restliche Zeit verbringt sie mit Auftritten, Sing- und Klangreisen, mit Songschreiben und ihrer Freizeit: „Ich mache Musik mittlerweile nicht mehr vordergründig, um Geld zu verdienen. Musik ist Teil meines Lebens, dabei etwas zu verdienen, ist eine schöne Nebenerscheinung.“

Wohlbefinden statt Prestige

Als Musikerin hat Mia Luz die Erfahrung gemacht, dass es im Land „eher schwierig ist, sich zu etablieren: Wer im Ausland erfolgreich war und zurück kommt nach Vorarlberg, der wird schon eher gesehen und gelobt – so nach dem Motto: Das ist eine von uns, die gehört zu uns. Erfolg war glücklicherweise nie mein Ziel. Das stelle ich mir hart vor. Das Betteln und Kämpfen um Aufmerksamkeit ist so gar nicht meines“.

Mia Luz hat zwar zwei Alben heraus gebracht (ihr Debutalbum „Beyond A Miracle“ erschien 2015) – „aber das waren wirklich mehr Herzens- als Prestigeprojekte, bei deren Entstehungsprozess ich unheimlich viel gelernt habe“, betont die Songwriterin. „Das, was ich heute mache, ist nicht auf musikalischen Erfolg ausgerichtet – mein Applaus ist es, wenn es den Menschen nach meinem Unterricht oder meinen Singkreisen gut geht. Für mich ist Beruf- und Privatleben auch nicht getrennt. Die Musik, das Singen – das ist ein Teil von mir.“

_____________________________

Im angefügten Video ist „Elysian Fields“ aus Mia Luz‘ Debutalbum „Beyond A Miracle“ zu hören.

Leben im Hier und Jetzt

Dieses Bewusstsein festigte sich vor knapp drei Jahren. „Damals hat sich mein Leben gewandelt, ich habe wieder zu mir zurück gefunden. Das hat einiges ins Rollen gebracht: ich habe beispielsweise gemerkt, dass es mir gut tut, wenn ich mich möglichst nur noch mit Menschen umgebe, die mir positiv gesinnt sind. Ich schaue seither sehr genau darauf, mit wem ich meine Zeit verbringen möchte. Und mit wem nicht.“ Mia Luz sucht sich ihr Umfeld heute zwar ganz bewusst aus, das heißt aber nicht, dass sie sich verschließt: „Ich bin nach wie vor sehr offen und neugierig. Ich achte nur viel bewusster darauf, wo ich etwas Wertschätzendes erfahre, etwas Befruchtendes, Erfreuliches. Meine Zeit ist mir sehr wertvoll geworden. Ich versuche einfach, das Hier und Jetzt zu leben. Ein Kind beispielsweise, das stolpert und sich wehtut, weint solange es die Schmerzen spürt – im nächsten Moment kann es aber schon wieder lachend einem Schmetterling hinterher rennen. Es bleibt am Schmerz nicht hängen, sobald er vorbei ist, ist er vergessen und der Schmetterling ist aktuell. Wir hängen viel zu oft an Vergangenem, es ist meiner Meinung nach viel sinnvoller, Trauer und Schmerz im Moment zu leben und nicht an schlimmen Ereignissen und Erlebnissen zu kleben. Jahrzehntelang. Diese Erkenntnis war sehr heilsam.“

Zu dieser Zeit lernte sie den deutschen Sozialpädagogen und Buchautor Johannes Schmidtner kennen, mit dem sie später auch musikalisch zusammen gearbeitet hat. Entstanden ist unter anderem ihr zweites Album mit dem Titel „Lauschkonzert“, in dem Mia Luz die Poesie des deutschen Autors musikalisch interpretiert. „Die Begegnung mit ihm hat sehr viel Klarheit in mein Leben gebracht und seine Seminare haben mich weiter gestärkt und ermutigt. Er ist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben, da ich durch ihn sehr viel Essentielles erkannt habe und sich mein Leben dadurch um 180 Grad gewandelt hat. Ich nenne ihn gerne meinen Glücksbringer, das trifft es ganz gut“, lächelt sie. Heute möchte Mia Luz diese Stärke ihrerseits weiter geben. „Ich habe gelernt, wie ich über meine Musik in eine innere Ruhe kommen kann – ich finde das umso wichtiger, je wuseliger der Alltag ist. Ich kenne das ja von mir selbst sehr gut, vor allem weil ich auch sehr impulsiv sein kann. Und das ist nicht immer sehr produktiv“, lacht sie. „Dann tut es mir sehr gut, Zeit mit mir selbst zu verbringen. Das brauche ich auch immer wieder. Eigentlich täglich. Wenn ich nicht gerade singe oder Musik mache, dann mach ich einen Spaziergang oder setz mich hin mit einer Tasse Tee und genieße den Augenblick in Stille.“

Mit der Zeit hat sie bewusst erkannt, dass sich Musik und Singen richtig heilsam auf ihren Körper und ihr psychisches Wohlbefinden auswirken: „Beim Singen fängt der gesamte Körper an zu schwingen, zu vibrieren und wenn man gelernt hat, darauf zu achten, kann man das spüren, man kann in sich hinein lauschen. Deine Aufmerksamkeit wandert vom Verstand in den Körper. Wenn man sich loslösen kann vom Denken und sich wieder spüren kann, ist das einfach herrlich – und genau das ist das Heilsame: das Wohlbefinden, die Entspannung. Ich merke auch, dass immer mehr Menschen nach genau dieser Entspannung suchen. Manche lechzen richtig danach, sich wieder selbst zu spüren, die eigene Zufriedenheit.“

Es ist Mia Luz auch ein großes Anliegen, dass wieder mehr Menschen einen einfachen Zugang zum Singen finden. Denn das sei in unserer perfekt abgestimmten und gefilterten Welt mehr und mehr verloren gegangen. „In unserer leistungsorientierten Gesellschaft meint ja jeder, dass er perfekt singen können muss, um überhaupt einen Ton anstimmen zu dürfen. Und da kaum jemand so singen kann wie die großen Stars, traut sich das eben niemand mehr. Schade. Früher hat man noch gesungen in den Familien, in der Gemeinschaft. Die Stimme ist unser ureigenes Instrument. Singen war und ist etwas ganz Normales und Verbindendes und macht sehr viel Freude.“

Zurück in die Toskana ihrer Kindheit

Mia Luz war elf Jahre alt, als sie mit ihrer Mutter in der Toskana ein Urlaubsseminar besuchte, das jenem Sing- und Musikseminar, das sie heute selbst organisiert, ganz ähnlich war. „Da ist der Samen gelegt worden für das, was ich heute als Musikerin mache. Es war ein Seminar mit Trommeln, Tanzen und Singen. Und es hat mir damals schon so gefallen – es war der schönste Urlaub meines Lebens“, schwärmt die Mitte-30-Jährige heute. „Dieses Erlebnis war auch immer irgendwie präsent, es hat mich durch mein Leben begleitet. Als mich Johannes Schmidtner dann eingeladen hat, seine Vorträge und Seminare mit Trommelstunden zu ergänzen, habe ich quasi an dieses Erlebnis meiner Kindheit wieder angeknüpft. Mein musikalischer Beitrag für seine Seminare hat sich mit der Zeit ausgeweitet: ich habe begonnen, mit den Teilnehmern auch zu singen. Aus diesen Erfahrungen haben sich schlussendlich meine Singkreise entwickelt, in denen ich alle Interessierten einlade, ihre Stimme und deren Wirkung zu entdecken. Ich hatte bei meiner ersten Veranstaltung rund 100 Anfragen und habe dann mit über 40 Teilnehmern begonnen. Weitere Singkreise haben sich bald darauf ergeben (Link zu weiteren Informationen und Terminen).

Nach einem dieser Abende hatte Mia Luz die Idee, ihre Veranstaltungen von Vorarlberg in die Toskana zu verlegen. Vergangenes Jahr ist ihr erstes, einwöchiges Seminar dort über die Bühne gegangen: „Es hat übrigens in genau demselben Anwesen stattgefunden, in dem ich damals als Elfjährige so glücklich war! Es war auch dieses Mal – als Seminarleiterin – eine sehr schöne, aber auch intensive und anstrengende Woche. Ich hätte danach aber liebend gerne eine weitere angeschlossen, weil es mir so viel Spaß gemacht hat“, schwärmt die Musikerin. Dieser spirituelle Rückzug, der „Toskana-Retreat“ wie ihn Mia Luz nennt, ist für all jene geeignet, die wieder einmal einen Schritt zurück machen möchten, mehr Ausgeglichenheit, Wohlbefinden und Freude in ihren Alltag bringen möchten. Für dieses Jahr ist bereits eine Wiederholung geplant (Interessierte können sich hier anmelden).

Zurück zur Leichtigkeit

Sich selbst wieder zu spüren, das eigene „Ich“ zu erfahren, habe mit „Egoismus“, wie wir ihn gemeinhin erleben, übrigens wenig zu tun, erklärt Mia Luz: „Denn das Ego will sich ja nach außen hin schön, erfolgreich und geliebt präsentieren. Wer aber erkannt hat, dass dieses Streben nicht wirklich und dauerhaft die Erfüllung bringen kann, dass das mit dem eigentlichen Ich auch gar nichts zu tun hat, der fängt an, sich wieder zurück zu orientieren. Zu sich selbst. Man fängt wieder an, auf sein Herz zu hören. Ich habe gemerkt, dass man dann sein Herz auch wieder für andere Menschen öffnen kann.“

Mia Luz; ©Mia Luz

Mia Luz; ©Mia Luz

Mia Luz jedenfalls habe gelernt, loszulassen, das Leben anzunehmen, wie es ist. „Es bringt eine große Leichtigkeit und Gelassenheit ins Leben. Ich plane deshalb auch nicht weiter voraus als nötig. Ganz bewusst nicht. Das Leben lebt sich selbst, da braucht es mich gar nicht dazu. Woher sollte ich auch wissen, was für mich bestimmt ist? Ich weiß ja gar nichts von diesem großartigen Leben, da es ein Mysterium ist, und ein Mysterium lässt sich nicht durchschauen. Höchstens erahnen. Es reicht völlig aus, wenn ich dieses Leben bewusst lebe, ganz bei mir und täglich – Schritt für Schritt – erledige, was ansteht“, lächelt sie. Womit sich unsere Frage nach ihren Neujahrsvorsätzen erübrigt hat…

Verfasst Anfang Jänner 2018

3 Kommentare
    • Angelika Schwarz
      Angelika Schwarz sagte:

      Vielen Dank für die schönen Worte – das freut uns sehr :-) Weiterhin viel Freude beim Lesen wünschen Elisabeth, Claudia und Angelika

Antwort verfassen

Dir gefällt unser Artikel?
Wir freuen uns über Deinen Kommentar.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert