Petra Schwarzmann

Maßschneiderin und Modedesignerin

Aufgewachsen in der kleinen Berggemeinde Raggal im Großen Walsertal, lebt und arbeitet die Anfang-20-Jährige mittlerweile im Bregenzerwald: in Hittisau hat sich Petra Schwarzmann mit ihrer „PS.Schneiderei“ selbständig gemacht. Wer ihr Atelier zu schätzen gelernt hat, der war auf der Suche nach maßgeschneiderten Einzelstücken aus hochwertigem Material und präziser Verarbeitung. Petra Schwarzmann ehrt in ihrem Design die Tradition, ist aber gleichzeitig Neuem aufgeschlossen und hat den Mut, aus beidem eine individuellen Mischung zu kreieren.

Diese Herangehensweise an ihre Arbeit spiegelt auch die Persönlichkeit der jungen Schneiderin wider: wir treffen auf eine aufgeschlossene und zielstrebige junge Frau, die sich eine gewisse Bodenständigkeit bewahrt hat und gezielt das Schöne und Liebenswerte aus ihrer traditionsreichen Herkunftsregion mitgenommen hat.

Titelfoto: ©Magdalena Türtscher
Verfasst im Februar 2018

Nähen auf der Alpe

Petra Schwarzmann ist inmitten eines bäuerlichen Betriebes in der rund 870-Seelen-Gemeinde Raggal im Großen Walsertal aufgewachsen. Den Sommer über hat sie mit ihren beiden Brüdern auf der Alpe mitgeholfen: „Wir hatten auf der Alpe Steris nebenher auch einen Ausschank betrieben und sind dadurch sehr früh mit den unterschiedlichsten Menschen, mit Einheimischen wie Touristen in Kontakt gekommen“, erzählt sie. Ihre beiden Brüder führen übrigens heute beide ihre eigene Landwirtschaft. „Auch wenn ich es heute als Erwachsene sehr schätze, wenn ich wieder einmal auf der Alpe bin, als Kind habe ich damals während dieser Alpsommer schon ein paar langweilige Tage und lange Wochen gezählt – da war weit und breit kein Schwimmbad oder ähnliches…“, erinnert sich Petra Schwarzmann.

Diese Langeweile allerdings war es auch, die schlussendlich den Anstoß für ihre heutige Leidenschaft gab: „Ich habe dann nämlich begonnen, meine Nähmaschine vom Tal mit hinauf auf die Alp zu nehmen. Damals war ich zwölf Jahre alt, und diese Liebe zum Nähen und Schneidern hat mich seither nicht wieder losgelassen. Bis heute nicht“, schwärmt die Anfang-20-Jährige heute. Während ihrer Alpzeit hat Petra Schwarzmann bereits als Kind eigene Kreationen für den örtlichen Weihnachtsmarkt geschaffen. „Ich bin dadurch früh mit diesem Handwerk in Kontakt gekommen, meine Mama hat damals auch genäht. Sie hat es mir gezeigt.“

Auf dem Weg zur Schneiderin – aller Unkenrufe zum Trotz

Nach ihrer Schulzeit in Raggal und Blons hat Petra Schwarzmann das „Bäuerlichen Schul- und Bildungszentrum“ in Hohenems besucht – der hauswirtschaftliche Zweig bot nämlich das Fach „Nähen“ an, „und dort hat mich die Leidenschaft zur Schneiderei dann total gepackt“. Nach dem Schulabschluss hat sich der Teenager nach einer Lehrstelle als Schneiderin umgesehen, „die gab es aber im ganzen Ländle nicht zu finden“, bedauert Petra Schwarzmann. „Es ist auch heute so gut wie unmöglich, in Vorarlberg eine Schneiderlehre zu machen. Ich habe mir dann überlegt, über welche Umwege ich trotzdem meinen Traum verwirklichen kann und bin dann die nächsten fünf Jahre nach Dornbirn in die „Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt“ gegangen – dort wurde der Schwerpunkt Bekleidungstechnik angeboten. Anfangs haben mir alle abgeraten: Willst du wirklich jeden Tag die lange Strecke von Raggal nach Dornbirn fahren?! und ähnliches hab ich da zu hören bekommen“, erzählt sie. Aber sie hat es durchgezogen, ist täglich mit Bus und Bahn zwei Stunden lang zur Schule gefahren. „Ich wollte das wirklich. Unbedingt. Ich bin jeden Tag um fünf Uhr aufgestanden, ich wollte einfach nichts anderes.“

Schneidern für die Damen

Petra Schwarzmann bei der Arbeit; Foto: ©Magdalena Türtscher

Petra Schwarzmann bei der Arbeit; Foto: ©Magdalena Türtscher

Nach dieser fünfjährigen Schulzeit war ihr Wille, den Beruf der Schneiderin zu erlernen, weiter ungebrochen. Petra Schwarzmann ging nach Wien, um sich an der „Herbststraße – Die Mode- und Kunstschule in Wien“ einzuschreiben. Mit der Meisterprüfung für Damenkleidermacher in der Tasche ist sie dann wieder zurück nach Vorarlberg gekommen. Der Liebe wegen hat sie sich im Vorderen Bregenzerwald, in Hittisau niedergelassen und zunächst als Änderungsschneiderin für diverse Firmen sowie in der Produktentwicklung im textilen Bereich gearbeitet.

Die eigenen Kreationen hat sie dabei nie aus den Augen verloren: „Und als ich mich dann mit einer Grafikerin zusammen gesetzt, meine Homepage gestaltet und online gesetzt habe, ging es richtig los mit meiner „PS.Schneiderei“. Ich habe mein Atelier weiter und weiter ausgearbeitet und so richtig darauf los geschneidert. Meine Arbeiten sind recht schnell sehr gut angenommen worden. Ich mache übrigens ausschließlich Mode für Frauen“, erklärt die junge Schneiderin. „Ich nähe beispielsweise auch für Musikvereine – auch hier nur für Damen. Ich bin eben im Fach Damenkleider ausgebildet, kenne mich einfach in diesem Bereich gut aus und möchte gerne dabei bleiben. Wir haben zudem zwei Herrenschneider in der Nähe, und so ergänzt sich das ganz gut“, meint sie sichtlich zufrieden.

Altes in neuem Glanz

Die Schneiderin liebt es, Trachten und traditionelle Modeelemente in ihre Kreationen einfließen zu lassen: „Ich bin heimatverbunden, mir sagt die Tracht sehr viel. Ich trage selbst gerne hin und wieder einmal ein Dirndl. Ich finde, man ist dann einfach angezogen. Ich nehme zum Beispiel immer wieder gerne die Gürtelschnalle der Bregenzerwälder Juppe in meine Arbeiten auf. Und im Großen Walsertal trägt man bis zum Heiraten beispielsweise noch ein Krönele, einen Hut oder eine Bremkappe. Ich werde bestimmt mein Sortiment noch um solche und ähnliche traditionelle Schmuckstücke erweitern.“

Petra Schwarzmann arbeitet dazu eng mit anderen Handwerksbetrieben zusammen: die angesprochenen Gürtelschnallen lässt sie etwa bei „Glanzstück“ fertigen, der Schmuckwerkstatt von Christina Fetz-Eberle, die sich ebenfalls in Hittisau befindet (hier geht’s zum „Schwarz-auf Weiß“-Porträt von Christina Fetz-Eberle). „Und so entwickelt sich das eine aus dem anderem. Und es geht weiter!… Momentan fertige ich gerade einen prächtig ausgelegten Rock. In Falten gelegt. Zwar an die hiesige Tracht angelehnt, aber nicht wirklich herkömmliche Tracht im eigentlichen Sinn. Altes in neuem Glanz eben“, lacht die Schneiderin.

Bewusstsein für Qualität spürbar

Petra Schwarzmann fertigt viel Mode für besondere Anlässe: „Die Leute rufen mich an, äußern ihre Wünsche und erklären mir, für welchen Anlass sie sich was vorstellen, und dann kommen sie zu mir ins Atelier. Gemeinsam suchen wir dann was Passendes zum jeweiligen Typ und auch zur Figur aus, suchen Materialien dazu. Da setze ich sehr auf Qualität: ich habe Stoffkataloge von sehr guten Anbietern und bestelle dann je nach Wunsch der Kundin. Meist braucht es zwei, drei Anproben, dann kann das gute Stück auch schon übergeben werden“, erklärt sie. Jetzt, in der Ballsaison herrscht Hochsaison, „so ist die Selbstständigkeit, manchmal gibt es mehr zu tun und dann wieder weniger. Es ist nicht immer einfach, ich muss mir alles selbständig einteilen, manchmal dauert meine Arbeit bis weit in die Abendstunden hinein an“.

Generell merkt Petra Schwarzmann, dass die Menschen wieder mehr darauf achten, was sie da eigentlich an Materialien auf ihre Haut legen: „Der Trend geht wieder dahin, sich lieber ein Kleidungsstück weniger zu kaufen, dafür aber auch einmal eines in guter Qualität. Ich denke, da hat sich das Bewusstsein schon geändert“, ist Petra Schwarzmann überzeugt.

Eines hat Petra Schwarzmann in ihrer noch recht kurzen beruflichen Laufbahn bald erkannt: „Die Vorarlbergerinnen sind – was ihren Modegeschmack betrifft – gar nicht gut in Schubladen zu stecken, weil sie aus so vielen Talschaften kommen. Der Bregenzerwald beispielsweise und das Walsertal, aus dem ich stamme, sind auf diesem Gebiet doch recht unterschiedlich. Es ist einfach eine etwas andere Art Frau, die mir da begegnet, obwohl ich den Unterschied gar nicht wirklich benennen kann, es sind Feinheiten“, lacht sie. „Ich selbst fühle mich nach der kurzen Zeit hier in Hittisau natürlich noch nicht wirklich als Bregenzerwälderin, noch dürfte ich die Tracht nicht tragen. Ich bin eine Walserin – meine Mutter übrigens trägt in ihrer Funktion als Bundesbäuerin gerne Tracht. Und ich wäre stolz darauf, wenn ich ihre Tracht irgendwann tragen dürfte“, schwärmt sie und fügt hinzu: „In einem übrigens sind sich alle Vorarlbergerinnen, die bislang bei mir angeklopft haben, aber wieder ähnlich: Sie haben Stil. Allerdings könnten sie sich manchmal etwas mehr trauen – zum Beispiel was Farbe betrifft“, schmunzelt die Schneiderin.

Petra Schwarzmann betreibt ihr Atelier (noch) in ihrer Privatwohnung. In den kommenden zehn Jahren möchte sie ihren Kindheitstraum verwirklichen und ein eigenes Atelier eröffnen: „Vielleicht in einem alten Gebäude, das wäre toll! Vielleicht könnte ich auch selbst ausbilden“, wünscht sie sich. Für den Moment aber sei sie einfach nur glücklich, wenn die Kundinnen zufrieden sind.

Und wir freuen uns schon darauf, über die Atelier-Eröffnung von Petra Schwarzmann berichten zu dürfen!

Verfasst im Februar 2018

Petra Schwarzmann beim

Petra Schwarzmann beim „Haute Couture Award Austria 2018“; Foto: ©Petra Schwarzmann

Nachtrag in unseren News:
30.10.2018: „Herzlichen Glückwunsch“

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