Anna Claudia Strolz

Leuchtendesignerin und Geschäftsinhaberin

Die Bregenzerwälderin war lange Jahre ehrenamtlich am Aufbau des „Angelika Kauffmann Museums“ in Schwarzenberg beteiligt, hat zwischendurch ein Kinderbuch geschrieben und als Museumsbegleiterin gearbeitet, bevor Anna Claudia Strolz schlussendlich mit ihren eigenen Lampenkreationen den Sprung in die Selbständigkeit wagte. In kurzer Zeit hat sich die dreifache Mutter nun mit ihrem exklusiven Geschäft in Bregenz einen Namen gemacht.

Wir treffen die Leuchtendesignerin in ihrem Geschäft in der Bregenzer Römerstraße zum Interview. Neben ihren eigenen Kreationen bietet sie in stilsicherem Ambiente auch geschmackvoll zusammengesuchte Handwerkskunst diverser Künstler aus der Region an. Die Zusammenarbeit – vor allem mit Handwerkern rund um den Werkraum Bregenzerwald – ist ihr wichtig.

Titelfotos: Adolf Bereuter

Kindheit zwischen Licht und Lampen

Anna Claudia Strolz war bereits als Kind vom angenehmen Schein selbst gemachter Lampen umgeben: „Ich hatte eine sehr spannende Kindheit“, erzählt sie, „ich bin aufgewachsen in Bezau im Bregenzerwald, mehr oder weniger in einer kleinen Werkstatt in unserem Elektrogeschäft. Ich wurde da richtig hineingeboren. Von klein auf haben wir Kinder gelernt, dass man Grüß Gott und Auf Wiedersehen zu den Kunden sagt. Das ist bei mir irgendwie in Fleisch und Blut übergegangen“. Anna Claudia Strolz durfte bereits in jungen Jahren in der Werkstatt mithelfen. In den 1970er Jahren verkaufte ihre Familie Lampen aus eigenen Kollektionen. „Manche hatten aus Jute gehäkelte Spitzen, und die Lampenschirme waren aus Schweinshäuten oder aus Zirbenholz geschnitzt. Von Anfang an habe ich mitbekommen, um was es geht und was Licht ist. Mein Vater hat Lampen, die draußen im Ort kaputt gegangen sind, repariert. Dadurch war eigentlich immer etwas zu tun. Da passt der Spruch, der im Bregenzerwald noch bis heute gilt: wir haben das Alte geschätzt und repariert, und meine Eltern haben auch das Neue gelten lassen“.

Auf den eigenen Weg gemacht

Das hat Anna Claudia Strolz allerdings nicht davon abgehalten, ihre erste eigene Wohnung komplett gegen den Stil ihrer Eltern einzurichten. Und wenn sich die Bregenzerwälderin einmal etwas vorgenommen hat, dann ist sie mit ihrer gesamten Aufmerksamkeit, mit Leidenschaft und Haut und Haar dabei. Das sei bis heute so geblieben, sagt die Designerin. „Ich war damals, als ich ausgezogen bin, eben der Meinung, dass das, was ich da zuhause hatte, viel zu wenig cool wäre und überhaupt nicht passte. Ich machte mich auf den Weg, meinen eigenen Weg zu gehen – auch, was die Beleuchtung meiner Wohnung betraf“, schmunzelt sie. Und so musste sie eben erfahren, dass „cool“ nicht immer auch hochwertig war: „Nachdem ich nach ein paar Monaten mit einem kaputten zusammengeklebten, gepressten Glump aus Aluminium von „irgendwoher“ und einen Plastikdeckel drum herum zu meinem Vater kam, und ihn bat, es zu reparieren, meinte er nur, dass man sowas nicht einmal mehr reparieren könne.“

Die Tante in Amerika

Nachdem Anna Claudia Strolz traditionell die Volks-, danach die Haupt- sowie die Handelsschule durchlaufen hatte, „musste ich einfach weg, danach muss man einfach raus“, lacht die Mitte-Vierzigjährige. Ihre Tante war Jahre zuvor nach Connecticut im Nordosten der USA ausgewandert. „Diese Tante hatte damals ihren Mann nur zwei Wochen gekannt und ihn nach kurzer Brieffreundschaft geheiratet. Sie ist per Schiff nach Amerika und bis heute dort geblieben. Sie ist die Schwester meiner Mama – auch eine Bregenzerwälderin. Sie kam einmal im Jahr zu uns zurück. Nicht nur um Urlaub zu machen, sondern auch, um hier einzukaufen. Sie war so unzufrieden mit den Synthetikbetten und hat Daunendecken aus Vorarlberg nach Amerika geholt. Damit hat sie dann ein richtiges Geschäft aufgebaut, das sie „Touch of Europe“ nannte. Das Geschäft besteht bis heute.“ Und als Anna Claudia Strolz 14 Jahre alt war, lud die Tante aus Amerika sie zum ersten Mal zu sich ein.

„Meine Mutter meinte, dass ich mir das Geld für die Reise nach Amerika selbst verdienen müsste, wenn ich das unbedingt wollte. Also ging ich einen Sommer lang putzen. Dann habe ich mir ein Ticket gekauft und bin zu meiner Tante geflogen.“ Zwei Monate ist Anna Claudia Strolz in den USA geblieben, hat dort in der Nähwerkstatt ihrer Tante geholfen, Bettbezüge nach Maß zu fertigen. Als sie auf Textilmessen nach Frankfurt und Mailand reiste, war auch Anna Claudia immer mit dabei…

Immer wieder in die USA

Von da an war die Bregenzerwälderin drei Jahre hintereinander immer wieder für einige Zeit in Connecticut. „Ich habe dort auch im Alter von 16 Jahren den Führerschein gemacht. Auf Englisch, der Mann meiner Tante hat mir das Fahren beigebracht und ich bin dann bin mit dem Mercedes meiner Tante zur Fahrprüfung angetreten. Multiple Choice. 18 Fragen. Ich habe alles richtig beantwortet.“ Heute können ihre eigenen Kinder gut Englisch, „ich habe ihnen Kinderbücher in englischer Sprache gekauft. Weil ich das einfach für sehr wichtig erachte“, fügt Anna Claudia Strolz hinzu.

Im Alter von 21, nach einer kurzen beruflichen Zwischenstation als Bankangestellte, zog es die Bregenzerwälderin erneut in die USA. „Diesmal wollte ich mein eigenes Ding machen und bin als Au Pair nach Miami. Dort habe ich mein Englisch auf Vordermann gebracht und bald gemerkt, dass man in dem Land – wenn man nicht ordentlich Geld hat – irgendwie gar nichts machen kann. Und als ich dann auch den Chlorgestank aus den Wasserhähnen irgendwann so richtig satt hatte, bin ich wieder zurück nach Vorarlberg gekommen.“

Aufbau des Angelika Kauffmann Museums

„Man verwurzelt sich erst richtig, wenn man einmal weg war“, grübelt Anna Claudia Strolz laut nach. Jedenfalls hat sie nach ihrer Rückkehr ihren Mann kennengelernt und eine Familie gegründet. „Ich habe geheiratet und drei Kinder geboren, war sechs Jahre lang Hausfrau und Mutter und ausschließlich für meine Kinder da.“ Danach hat sie begonnen, ehrenamtlich im Angelika Kauffmann Museum in Schwarzenberg im Bregenzerwald zu arbeiten. „ Und dann hat es für mich fast nichts anderes gegeben. Dieses Ehrenamt war einfach meins. Das Angelika Kauffmann Museum ist damals in dieser Form neu an den Schwarzenberg gekommen. 2007 war das – mit einer Ausstellung, die gemeinsam mit dem vorarlberg museum in Bregenz entstanden ist. Die Strukturen waren noch nicht richtig da. Gemeinsam mit engagierten Kulturinteressierten war ich am Aufbau beteiligt. Ich war bei Presseterminen dabei und bei der Sponsorensuche. Das war ein Glück für mich, denn so konnte ich Kontakte knüpfen und den Umgang mit Medien lernen. Ich würde sagen, dass das mein Schritt in die Selbständigkeit war.“

Eigenes Kinderbuch über Angelika Kauffmann

Wie diese Selbstständigkeit dann tatsächlich aussehen sollte, war zu Beginn allerdings noch nicht ganz klar: „Mit drei Kindern fehlt dir einfach die Flexibilität“, sagt Anna Claudia Strolz, die bereits zu dieser Zeit hin und wieder eigene Lampenschirme in Zusammenarbeit mit heimischen Handwerkern fertigte. „Ich hatte dann aber durch Zufall bemerkt, dass es kein Kinderbuch über Angelika Kauffmann gab. Ein Jahr lang habe ich schließlich an einem kindgerechten Buch über das Leben und kulturelle Wirken der Kauffmann geschrieben, um den Jüngsten diese Persönlichkeit auf Augenhöhe nahe zu bringen.“ Anna Claudia Strolz kann sich noch gut an das Gefühl erinnern, als „Angelika Kauffmann für Kinderaugen“ dann in Druck ging: „Mein Mann Markus hat mich ermuntert und gemeint, dass er mir alle Exemplare abkaufen würde, wenn es sonst niemand tut“, lacht sie. So weit ist es dann aber natürlich nicht gekommen, 2010 ist ihr Werk erfolgreich veröffentlicht worden.

Geschäft mit Lampen aus eigener Kollektion und Fertigung

Vor fünf Jahren, im Jahr 2012, hat Anna Claudia Strolz schließlich – damals noch zusammen mit ihrer Freundin Sandra – ihre erste designte und gefertigte Lampe beim Wettbewerb „Handwerk und Form“ eingereicht, der vom „Werkraum Bregenzerwald“ organisiert wird. Der Beginn ihrer heutigen Geschäftstätigkeit. „Allerdings ist der Bregenzerwald – und das darf ich sagen – nicht gerade meine Hauptkundschaft“, sagt Anna Claudia Strolz heute. Ihr Leuchtengeschäft „Strolz Leuchten“ befindet sich in Bregenz und ist sehr gut angelaufen. 2014 hat sie dafür in Zusammenarbeit mit Bregenzerwälder Handwerkern die 120 Quadratmeter großen Räumlichkeiten in einem Haus aus dem Jahr 1874 renoviert. „Ich habe erfahren, dass man als Wälderin zuerst hinaus gehen muss aus dem Wald. Die Bregenzerwälder müssen irgendwie zuerst sehen, dass deine Idee auch außerhalb funktioniert, dann bekommst du deine Akzeptanz. Das ist so. Es passt aber auch, denn mit halben Geschichten muss man hier nicht kommen“, schmunzelt sie kritisch und liebevoll zugleich. Denn gerade nach all ihren Auslandserfahrungen weiß sie: „Ich möchte nirgendwo sonst wohnen als hier im Bregenzerwald. Ich sehe es als Privileg: Das Grüne, die Natur, du bist in fünf Minuten am Lift und in einer halben Stunde am See. Architektur, Handwerk und kulinarischer Genuss. Einfach Luxus.“

Tun, nicht nur planen

Anna Claudia Strolz ist kein Mensch, der viel und früh plant, „das würde mir jede Flexibilität nehmen“, erklärt sie. „Ich spring dorthin, wo es jetzt gerade richtig ist. Ich hatte noch vor fünf Jahren nie daran gedacht, dass ich einmal ein Lampengeschäft haben würde. Noch dazu in Bregenz. Ich muss auch nicht krampfhaft noch eine Filiale in Wien oder Hamburg oder sonst irgendwo aufmachen. Aber wenn es so kommt, dann sage ich auch nicht nein. Man muss seine Ideen umsetzten können. Ich würde jedem raten, es zu probieren: Tut es. Nur Gedanken im Kopf reichen eben nicht aus. Und irgendwann bist du 60 und dann sagst du: Hätt ich doch…“.

Also etwas, das Anna Claudia Strolz dann bestimmt nicht sagen wird müssen!

Verfasst im Mai 2017