Liebes Omile,…

„Momentaufnahme“: Manuela Elisabeth Hirt, Unternehmerin, Bloggerin und Enkelin von „Omile“:

„Liebe Oma, weil wir uns nicht sehen dürfen, schreibe ich dir eben…“ – Wie viele Enkel sich derzeit andere Wege einfallen lassen müssen, um mit ihren Großeltern zu kommunizieren, wissen wir nicht. Aber wir wissen: Es ist ganz und gar nicht einfach, Oma und Opa so lange nicht umarmen zu können.

Die Vorarlberger Bloggerin Manuela E. Hirt hat zu ihrem „Omilie“ – wie sie ihre Oma nennt – eine besonders innige Beziehung. Die LeserInnen ihrer Seite „all about 40 plus“ lässt sie regelmäßig an ihrem (gemeinsamen) Leben teilhaben. Schonungslos ehrlich und doch immer positiv. Genauso liest sich ihre „Momentaufnahme“:

Manuela E. Hirt ©„all about 40 plus“

Liebe Manuela, wie hat sich dein (Arbeits-)Leben in den vergangenen Wochen verändert?

Das Arbeitsleben – das ist wohl die größte Veränderung der letzten Jahre und nicht nur Wochen. Ich hab das Gefühl, dass ich seit bald sieben Jahren in einem Veränderungsprozess bin, der noch lange andauert. Es fühlt sich an, als würd ich auf einer Welle mitreiten, gefühlt jedoch noch nicht dort angekommen, wo ich hin soll. Manchmal hab ich den Eindruck, dass mein Umfeld schon sehr gut weiß, wo ich hingehöre, doch ich fühl´s einfach noch nicht und dann kann ich es auch nicht umsetzen (Krebsle – aka Gefühlsmensch halt). Vor 1,5 Jahren hab ich mich selbständig gemacht – damit was ich Autodidakt die Jahre zuvor gelernt hab, auch immer wieder ausgeübt hab in Form einer Stellenbeschreibung im jeweiligen Unternehmen, aber nie so richtig.

Ich produzierte Content – hatte das Gefühl und die Eingebung welches Unternehmen mit wem connected werden muss, wo die jeweiligen Assets zuhause sind und wie man die viel gelobte Bindung zum Kunden aufbaut. Ich hab geschrieben, fotografiert und designt. Als „Die Zusammenbringernin“ – zsamm bringen, was zsamm ghört bzw. eben auch etwas zsamm bringen. Dann kam mein #mrpeacemaker. Mein Herzschrittmacher. Die Jahre zuvor hatte ich meinem Körper einfach immer 6- bis 7-Tage-Wochen zugemutet – auf die Arbeit bezogen – auch mehr und mehr als normal angesehen, zwölf Stunden zu arbeiten – dazu kamen einige private Schicksale – sodass mein Herzle w.o. gab.

Ich bekam einen Herzschrittmacher im Oktober 2018 und damit war‘s dann auch mal vorbei mit der Selbständigkeit. Ich fiel durch jeden Rost bei den Unterstützungen, weil es nur hieß: „Wären sie im Koma gelegen, würden wir sie finanziell unterstützen, doch so geht das leider nicht.“ DANKE SVA. Ich machte mich in der REHA auf einen intensiven Weg in Richtung Entscheidungsfindung. Soll ich mich wieder anstellen lassen oder doch nochmals probieren durchzustarten.

Manuela E. Hirt und ihr

Manuela E. Hirt und ihr „Omile“; Foto: ©Wolfgang Hirt Photography

Dann hatte das Omile ein Nierenversagen – es hieß, es handle sich um Tage und nicht um Wochen – all meine Entscheidungen waren hinten angestellt und ich bin im Sommer 2019 Hals über Kopf ins Ländle gekommen, um zu bleiben, wie sich jetzt herausgestellt hat. Das Omile hat sich erholt – NIEMAND hätte das auch nur ansatzweise vermutet, doch zuhause zu bleiben war keine Option – wir hätten so viel umbauen müssen, und es war ja auch noch gar nicht klar, ob ich bleiben kann oder nicht. Denn es gab da die Job-Frage zu klären und mein Mann und ich hatten zwar in der Pension geplant, mein Elternhaus in Altach zu bewohnen, jedoch nicht ab sofort eine Ehe auf Distanz zu führen. Was ich noch erwähnen muss – die letzten fünf Jahre waren bei mir geprägt von immer mehr oder weniger großem Heimweh ins Ländle und für mich/uns war klar, dass wir hier leben werden wollen.

Dann wachte ich eines Morgens auf – das ist nun ca. zwei Monate her – und ich machte mich auf meine morgendliche Runde an den Alten Rhein. Und plötzlich war da dieses Gefühl – das Gefühl das mich spüren ließ, wenn ich mir vorstelle, dass ich wieder nach NÖ fahre und nicht weiß, wann ich wieder ins Ländle komme, dann zerreißt es mir mein Herz – ich kann das Omile nicht „alleine“ lassen. Allerdings umgekehrt spürte ich zwar große Sehnsucht nach meinem Mann – das war‘s dann aber auch schon. Hieß: ich muss hier
Bleiben, wir müssen versuchen zu pendeln, doch mein Herz hat Vorrang. ZUM GLÜCK hab ich die Liebe meines Lebens gefunden, meinen Mann Wolfgang, der genau das spürt ohne dass ich ihm viel erklären muss dazu, oft genügt ein Blick bei uns. Er meinte drauf: „Probier‘s einfach – wir können es nur probieren, und entweder funktioniert‘s oder aber eben nicht. LETS TRY.“

Manuela E. Hirt ©„all about 40 plus“

Manuela E. Hirt ©„all about 40 plus“

Es ergab sich dann der Job bei Mike Galeli – auch dort war‘s Karma, dass Katharina, die das bisher gemacht hatte, schwanger war, und wir eine gemeinsame Freundin haben, die zwar aus dem Bregenzerwald kommt und mit Kathi in die Schule ging, doch nun in Wien wohnt und in meinem Freundeskreis genau so gehört. Kontakt hergestellt. Und da bin ich jetzt: Development Manager bei Mike Galeli. Da bin ich einfach alles. Strategin, Designerin, ich produziere Content, mach Kundenakquise, bringe mein Wiener Netzwerk wieder ins Spiel und wickle das Tagesgeschäft ab – also ganz ich. Nebenbei fröne ich meiner Leidenschaft, dem Contentproduzieren und kleine Unternehmen wie den „BuntaLada“ von Heidrun Engl im Bereich Strategie zu beraten und die sozialen Medien zu befüllen.

Wie geht es dir mit all den Änderungen?

Es geht mir großartig damit – ich LIEBE Veränderung – weil es WEITERENTWICKLUNG bedeutet, und solange ich die Energie habe, immer wieder neue Ideen zu entwickeln freue ich mich auf alles was da kommt.

Wo empfindest du die aktuelle Situation als so richtig einschneidend für dich persönlich?

Mein Herzschrittmacher hat alles verändert. Natürlich auch jetzt in dieser „Corona-Zeit“. Denn dadurch, durch mein Vorhofflimmern, das ich immer noch hab und mein Asthma bin ich absolute Risikopatientin. Und natürlich auch das Omile – das heißt wir haben schon vor vier Wochen – als einige noch geschmunzelt haben drüber – ein ernstes Gespräch geführt zum Thema „Quarantäne“.

Einschneidend für mich ist, dass ich weiß, drauf angewiesen zu sein, dass sich alle an die Regeln halten. Zum einen – sollte ich das Virus bekommen – ist der Krankheitsverlauf wohl schwieriger als bei einer gesunden Person. Und zum anderen – sollte mein Herzschrittmacher „Mäus macha“ (wie es mein Omile immer nennt) – dann wär‘s für mich lebensnotwendig, ein Bett oder einen Platz auf der Intensivstation bzw. im Krankenhaus zu bekommen. Somit bin ich gefühlt ein bisserl abhängig davon, dass alle ihr Hirn benutzen. Und wie man schon an der Wortwahl merkt, bringt mich das schnell in Rage wenn ich spüre, dass das halt nicht immer der Fall ist.

Du hast eine sehr enge Beziehung zu deiner Oma.

Wie ist es für euch, so viel kostbare Zeit nicht hautnah miteinander verbringen zu können?

Mmmhhh.. Erst viel es ihr schwerer – wir telefonieren jeden Tag öfters (zwei bis 20 Mal), und ich spaziere auch täglich zum Heim, wir sehen uns durchs Fenster. Wenn es warm genug ist, öffnet sie das Fenster und wenn nicht, stehen wir auch oft nur einfach so da und sehen uns an auf die Entfernung – ein bisschen nach dem Prinzip: Wir schauen, wer zuerst wegschaut. Wir „saugen“ uns dann gegenseitig auf, und dann spazier ich über den Friedhof wieder heim – mich immer wieder umdrehend und winkend, bis ich ums Eck bin und sie mich nicht mehr sehen kann. Dort vergieße ich dann manchmal eine Träne, doch meistens bin ich einfach nur FROH sie gesehen zu haben. Ich bleib am Grab von Mama und Papa stehen, bitte sie drum, dass sie mich stark sein lassen für alles, was da so auf uns zukommt, und dann spazier ich nachhause – ins „Hanfland“ – mein Elternhaus, das so groß und leer ist. Doch hier sind mein Herz und meine Seele daheim.

Das Omile hadert damit, meine Hand nicht halten zu können, mir keinen Platz in ihrem Bett machen zu müssen, weil ich mich meist gleich auch zu ihr lege, die Füße in ihr Gesicht schauend, sodass wir unsere Gesichter sehen und „vrzealla künnand“. Sie empfindet es, als hätte ihr jemand gemeinsame Zeit gestohlen mit mir und wollte mal wissen, wer denn nun Schuld sei an diesem „Glump“, weil: Den rufe sie jetzt an und möchte ihren Unmut kundtun :-) Sie ist so ein süßer Knopf, wenn sie solche Ideen hat, da merkt man, dass sie in ihrer Zeit beim Pensionistenverband viel Theater gespielt hat.

Ihr beide seid – deinem Blog nach zu urteilen – sehr starke Persönlichkeiten, die sich nicht so leicht unterkriegen lassen.

Was lasst ihr euch einfallen, um das Beste aus der Situation zu machen?

REDA REDA REDA – das hat mir meine Oma gelernt. Viel Telefonieren, „feanschtarla“ und wenn‘s uns gar nicht gut geht, dann reden wir über Geschichten von früher – solche die uns zum Lachen bringen. Zum Beispiel, dass sie mir und dem Wolfgang die Weihnachtsgeschenke immer versteckt. Wir müssen sie dann suchen. Sie sitzt auf dem Kanapee in der Stube vorm Christbaum und sagt: „Warm, kalt,…“ Das muss man sich mal vorstellen – immer a klä Ostern bei uns an Weihnachten.

Soweit wir wissen (instagram hat’s verraten ;-)….), bist du auch von deinem Partner rund 700 Kilometer wegen Corona zwangsgetrennt.

Wie gehst du mit der Situation um?

Er ist nun da – seit zwei Tagen – wir haben uns entschieden, dass er herkommt. Seine Schwester wird die Eltern unten betreuen und ich bin endlich nicht mehr allein. Ich bin das zwar gewöhnt, weil wir eben immer eine sehr kleine Familie waren – jedoch jetzt tut‘s meiner Seele und meinem Herzle grad sehr, sehr gut – mein post – als er dann endlich gekommen ist – weil vier Wochen social-distancing für mich ausreichend waren:

UPDATE:
WIR sind HIER . #foreverhänfländ

.
Finally nicht mehr alleine – Babe hat sich ins Auto gesetzt, alles eingepackt was reingepasst hat und ist zu mir geeilt.
Erstens weil wir am 10. April unseren 10. Hochzeitstag GEMEINSAM zu ZWEIT feiern wollen & vor allem wegen der Liebe wärs. Ich hab fast 4 Wochen SocialDistance vom Feinsten gelebt. Und jetzt kommt’s ein bisserl HardCore – für die zartbesaiteten unter euch – für euch endet mein post bitte hier hahahaha
Für die Rock’n’Roller unter euch:
Er stieg aus dem Auto und ich hab dezent schrill mit einer Lautstärke von #auaindieohren gejuchzt – er rauf über die Stiege, ich ihn an mich gerissen, einmal VollgasSchmusen und dann hat er mich angestrahlt und gemeint: „So – hätten wir das auch geklärt.
Wenn du’s hast, hab ich’s und umgekehrt – aber wir sind zsamm und das ist das Wichtigste“ LIEBEHOCH90TRILLIONENUNENDLICHUMDENERDBALLUNDFÜRIMMERLICHSTENSESTENSWIEDERZURÜCK ♥️

Trifft das auch auf dich zu? Wenn ja, was ist es für dich?

JAJAJAJA – es gibt so, so viel Positives – ich möcht gar eine Aufzählungsliste machen :) Wir kommen zurück zum Ursprung, lernen was wesentlich ist und worauf es wirklich ankommt im Leben, lernen unsere Körper wieder zu hören weil es rundherum so leise ist. Beziehungen werden ausgemustert, weil man merkt wer sich meldet und wer nicht – man spürt wo die Kraftplätze sind und das es niemals dort ist, wo Konsum und Oberflächlichkeit daheim sind. Und ich könnte hier noch sehr lange weiter schreiben.

Sowieso immer weiter schreiben – ich wurde mal gefragt, ob ich denn nicht ein Buch schreiben wolle – JA ICH WILL, bloß weiß ich noch nicht, wo ich anfangen soll.

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Weiterführende Links:

Manuela E. Hirts Blog: „all about 40 plus“

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