KarinBlank

Krankenschwester und Pflegedienstleiterin

Schon als Jugendliche, als sie gelernt hat, kranke und alte Menschen zu pflegen, ist Karin Blank mit dem Älterwerden und auch dem Sterben konfrontiert worden. Sehr früh war ihr bewusst, dass dieser letzte Abschnitt eines Menschen ganz einfach zum Leben dazu gehört. Ihre Arbeit hat die Dornbirnerin zu einer starken und zufriedenen Frau werden lassen, die in ihrer empathischen Art die Dinge anzupacken weiß.
Karin Blank ist eine Freundin, mit der man Pferde stehlen kann. Sie hat die Gabe, sich in die Gefühle ihrer Mitmenschen hinein zu versetzen. Und ihr Interesse an den Schicksalen anderer ist ehrlich. Ihre Kindheit hat Karin – mit einem großen Bruder – im Ortsteil Dornbirn-Hatlerdorf verbracht. „Unbeschwert und glücklich“, sei sie aufgewachsen, erzählt die zweifache Mama heute. Ein starkes Fundament also, um auch den dunkleren Seiten des Lebens begegnen zu können.

Erste Schritte in den Pflegeberuf

Karin Blank hat nach ihrem Abschluss an der Handelsschule zwar noch nicht genau gewusst, welchen Berufsweg sie einschlagen würde, einen Handelsberuf schloss sie damals allerdings bereits aus. „Eine Freundin hat mir dann erzählt, dass man über „Jugend am Werk“ – das wurde früher statt dem „Sozialen Jahr“ angeboten – für ein halbes Jahr im Sozialbereich schnuppern kann. Ich habe mir gedacht, dass ich mir das einmal ansehe. Das waren dann meine ersten Schritte in den Pflegeberuf.“ Gleich zu Beginn ihrer Schnupperzeit ist Karin Blank in den Pflegalltag einer Krankenschwester integriert worden, „ohne Ausbildung, ohne alles, das ist heute so nicht mehr möglich“. Danach hat sie beschlossen, Krankenschwester zu werden und setzte das auch sofort um – zielstrebig war sie schon immer.

Einfühlungsvermögen und ein kleines Helfersyndrom

Karin Blank hat ihren Beruf – wie sie sagt – „noch im alten Modell gelernt. Das läuft jetzt aber aus, und die Ausbildung soll deutlich aufgewertet werden. Sie wird an die Fachhochschule angegliedert und schließt mit einem akademischen Titel ab“. Nach wie vor ist der Pflegeberuf ein von Frauen dominierter. „Für die Männer gibt es zu wenig Aufstiegschancen“, erzählt Karin Blank, „die Leitungsposten sind eher rar und diese Position werden von den männlichen Kollegen meistens von Anfang an angestrebt. Wir Frauen lernen den Beruf aus Empathie – und weil in uns Frauen einfach ein kleines Helfersyndrom verborgen ist“, fügt sie lachend hinzu. Es falle auf, sagt sie, dass Männer eben genau in dem Alter Leitungsfunktionen übernehmen, in dem wir Frauen im Durchschnitt Kinder bekommen und in Karenz sind. Daher sei es nur logisch, dass Männer einfach früher als Dienstleiter eingesetzt werden – „ich bin da eher eine Ausnahme“, sagt sie, „denn ich habe im Alter von 40 Jahren zwei Kinder, die bereits schulpflichtig sind und bin damit in meinem Beruf als weibliche Pflegeleitung noch sehr jung“. Karin Blank zählt auch zum ersten Jahrgang einer neuen Generation in Vorarlberg, in dem – ganz neu – für Praxisanleiter ein eigener Lehrgang angeboten wird, der mit einer wissenschaftlichen Arbeit abschließt. Dieser Lehrgang ist in unseren Nachbarländern längst Voraussetzung dafür, Pflegeschüler ausbilden zu dürfen. – „Eine Steigerung der praktischen Ausbildungsqualität also“, erklärt sie, „bei uns in Vorarlberg aber kein verpflichtender, sondern ein freiwilliger Lehrgang, den ich gerne absolviert habe“.

Ein Hoch auf die Omas in Vorarlberg

Seit Oktober vergangenen Jahres ist Karin Blank nun Pflegedienstleiterin der Hauskrankenpflege in Lustenau. Sie führt ein Team mit 16 Mitarbeitern, ist zuständig für Organisation, Tagesplanungen, Dienstpläne und Vermittlungen, sie trägt große Verantwortung. „Ich muss sagen, ohne meine Mama könnte ich diesen 100-Prozent-Job nicht machen. Meine Mama stemmt sehr viel, sie übernimmt die Betreuung der Kinder am Morgen vor der Schule, denn ich fange bereits um 7.00 Uhr zu arbeiten an. Meine Mutter übernimmt auch den Mittag, da kocht sie für die Kinder. Und das macht sie fünf Tage pro Woche. Meine Kinder gehen auch abends zu ihr, wenn ich bei einer Sitzung oder Besprechung dabei sein muss. Auch die Nachtdienste sind nicht besonders familienfreundlich. Und als Krankenschwester hat man viele solche Dienste. Ich weiß nicht, wie das andere Mütter machen. Aber ich denke, die Omas in unserem Land spielen eine große Rolle! Es gibt am Krankenhaus Dornbirn eine Kinderbetreuung, aber für die Hauskrankenpflege gibt es so etwas nicht. Im Bereich der Kinderbetreuung haben wir generell Nachholbedarf im Land. Für die Frauen, die arbeiten gehen wollen oder müssen, braucht es – wie in den nordischen Ländern – Ganztagsschulen. Die wenigen, die es hier bei uns im Land gibt, sind ratzfatz voll.“ Karin Blank wünscht sich, dass die Frauen, die zu Hause bei ihren Kindern bleiben, zumindest die Zeit der Betreuung für ihre Pension angerechnet bekommen.

Weniger Auseinandersetzung mit dem Älterwerden

Der Krankenpflegeverein finanziert sich überwiegend durch seine Mitglieder und Spenden, dieses Modell ist einzigartig in ganz Österreich, ein Non-Profit-Unternehmen, darauf könne man durchaus stolz sein, so Karin Blank. Allerdings merkt sie, dass sich die Einstellung der Menschen gegenüber dem Älterwerden im Lauf der vergangen Jahre doch gewandelt hat: „Früher ist man schon in jungen Jahren dem Krankenpflegeverein beigetreten, heute werden es immer weniger, was ich als problematisch ansehe. In Lustenau zählen wir zwar noch immer sehr viele Beitritte, die Zahl ist aber abnehmend. Ich glaube, man will sich heute nicht mehr so mit dem Altwerden auseinander setzen. Man sieht die Alten auch nicht mehr so häufig, weil sie eben nicht mehr im gleichen Haushalt leben.“

Sterben gehört zum Leben

Die Arbeit des Pflegevereins umfasst die Unterstützung und Übernahme der Grundpflege, medizinische Pflege sowie die Anleitung und Begleitung Pflegebedürftiger und deren Angehörigen beziehungsweise deren Pflegenden. Karin Blank und ihr Team betreuen die Patienten unterschiedlich, eben je nach Bedürfnissen. Es gibt Menschen, die ihre Betreuung täglich brauchen, manche nur einmal in der Woche, „palliativ- und sterbende Patienten betreuen wir – wenn nötig – drei bis viermal am Tag“, erzählt die Krankenschwester. „Ein wichtiger Part unserer Tätigkeit ist auch die Arbeit mit den Angehörigen, denn diese brauchen oft genauso viel Zuwendung wie der Patient selbst. Wir nehmen uns die Zeit für beide, arbeiten mit ihnen zusammen. Aber gerade wenn sich der Gesundheitszustand eines Patienten verschlechtert oder ein Mensch im Sterben liegt, brauchen auch die Angehörige verstärkt Zuwendung, in solchen Fällen sei Information und Begleitung besonders wichtig. „Für mich gehört Sterben zum Leben“, sagt Karin Blank, „ich bin durch meinen Beruf sehr früh erwachsen geworden. Ich habe kein Problem im Umgang mit Sterben, ich bin natürlich traurig, aber es gehört eben dazu. Ich glaube, man lernt damit umzugehen“.

Große Herausforderungen in der Zukunft

Karin Blank sieht den Pflegeberuf künftig vor große Herausforderungen gestellt: „Wenn man sich ansieht, wie die Lebenserwartung in den vergangenen Jahren gestiegen ist und wie sie noch steigen wird, dann haben wir bald zu wenig ausgebildete Fachkräfte.“ Sie bezweifelt, dass die Angliederung der Ausbildung an die FH Erleichterung bringen wird, „ich glaube, es wird dann eher noch schwieriger – viele werden nach der Grundausbildung den Master machen wollen und weiter studieren gehen“. Die meisten 24-Stunden-Betreuerinnen seien zum großen Teil schon heute keine ausgebildeten Pflegekräfte mehr. Zudem beobachtet Karin Blank, dass die Pflegekräfte aus Tschechien, der Slowakei und Ungarn immer mehr ausbleiben weil sie in ihren Heimatländern einen zunehmenden wirtschaftlichen Aufschwung erleben. „Momentan werden sie durch Pflegekräfte aus Rumänien und Bulgarien ersetzt. Und wenn die dann irgendwann auch nicht mehr kommen, dann ist das Problem groß.“

Ein Beruf, der stark macht und erfüllt

Trotz allem – sollte ihre Tochter eines Tages den Wunsch äußern, Krankenschwester werden zu wollen, dann würde Karin Blank das jedenfalls unterstützen: „Es ist ein wahnsinnig schöner Beruf, es gibt einem sehr viel und macht einen stark. Man gibt also nicht nur, sondern man bekommt auch viel. Es erfüllt einen mit Zufriedenheit. Karin Blank erzählt uns von einer älteren, dementen Frau, die sie betreut hat. „Es sind interessante Lebensgeschichten. Da gibt es wirklich noch Menschen, die haben zwei Kriege erlebt…“ Karin Blank hat mit der alten Dame Lieder gesungen hat und wundervolle Gespräche geführt. „Es ist eine Arbeit, die erfüllt.“

Verfasst im Februar 2017

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