Dagmar Ullmann-Bautz

Regisseurin, Theaterpädagogin, Geschäftsführerin des Landesverbands für Amateurtheater

Die Theatermacherin aus Hard hat die Theaterszene im Schul-, Jugend-, Senioren- und Amateurbereich in Vorarlberg in den vergangenen Jahrzehnten geprägt wie keine andere. Und sie tut es heute noch. Und zwar mit derselben Leidenschaft, die Dagmar Ullmann-Bautz seit ihrer ersten Berührung mit einer Theaterbühne motiviert. Die Theaterpädagogin und-gründerin, Regisseurin und Journalistin ist seit knapp 30 Jahren als Geschäftsführerin des Landesverbands für Amateurtheater darum bemüht, den Menschen den Zugang zum Theater zu öffnen. „Mit Erfolg!“, bestätigen sowohl Zuschauer als auch die Aktiven der (Amateur-)Theaterszene.

Wir treffen Dagmar Ullmann-Bautz im Büro des Landesverbands für Amateurtheater (kurz „LVA“) in der Jahngasse in Dornbirn. Eine sorgfältig angelegte Manuskript- und Bücherwand fällt uns beim Eintreten sofort ins Auge: Sie beherbergt hauptsächlich jene Stücke, die Dagmar Ullmann-Bautz ausgesucht, gelesen und teils auch selbst inszeniert hat. „Heute läuft das meist digital ab“, erzählt sie mit Blick auf die gesammelten Werke, „die Beschaffung der Drehbücher ist natürlich einfacher geworden. Aber noch vor ein paar Jahren waren diese Schätze hier eine wertvolle Quelle“. Dagmar Ullmann-Bautz hat diese Bibliothek angelegt, als sie die Geschäftsführung übernommen hat. Sie sei schon immer eine „Macherin“ gewesen, nickt sie. Und wer die Theaterfrau kennt oder sie schon einmal in Aktion gesehen hat, der kann das nur bestätigen.

Titelfoto: ©Guntram König

Vorkämpferin mit dickem Geduldsfaden

Dagmar Ullmann-Bautz ist sehr behütet aufgewachsen, „fast schon brav in einem katholischen Haushalt“, fügt sie hinzu. Als älteste von vier Kindern hat sie die Rolle der „Vorkämpferin“ eingenommen: „Ich habe viel zuhause mitgeholfen, schon in jungen Jahren die Dinge in die Hand genommen und Verantwortung übernommen. Vielleicht hat mir das auch meinen besonders dicken Geduldsfaden beschert“, philosophiert sie. „Geduld war immer schon eine meiner großen Stärken. Ich kann ganz viel aushalten und mit Menschen zusammenarbeiten, ohne dass mich so schnell etwas närsch macht. Auch beim Inszenieren habe ich einen langen Atem – der natürlich auch flacher wird, je näher es auf die Premiere zugeht“, lacht Dagmar Ullmann-Bautz. Auf der anderen Seite sei sie dadurch auch ein Mensch, der sich schwer tut zu streiten, gibt sie offen zu: „Ich scheue Auseinandersetzungen. Erst jetzt in einem Alter, in dem ich langsam dem 60er entgegen gehe, frage ich mich selbst hin und wieder, wovor ich mich da eigentlich so scheue. Denn: Was kann mir schon passieren, wenn ich mich einmal etwas heftiger mit etwas oder jemandem auseinandersetze? Ich arbeite daran, es herauszufinden. Ich lerne ja gerne dazu. Auch das war schon immer so…“.

Campingferien mit dem VW-Käfer

Dagmar im Jahr 1963; Foto: ©Karl Bautz

Dagmar im Jahr 1963; Foto: ©Karl Bautz

Alles in allem blickt die Ende-50-Jährige auf eine „sehr glückliche Kindheit“ in Hard am Bodensee zurück. „Ich habe beispielsweise wunderbare Erinnerungen an unsere Campingferien. Als ich im Alter zwischen sieben und zehn war, haben wir die Sommerferien immer am Attersee im Salzkammergut verbracht. Wir sind da mit einem VW-Käfer hingefahren. Wir – das waren der ältere meiner zwei Brüder, Armin und mein Papa. Mein jüngerer Bruder Gerhard war noch zu klein und die Jüngste, Renate noch nicht geboren. In diesen zwei Sommerwochen waren wir zwei Älteren die Hauptpersonen. Und das war ein wunderschönes Gefühl, an das ich mich heute gerne zurück erinnere“, schwärmt sie.

Theaterleidenschaft von Beginn an

Als Jugendliche hat Dagmar Ullmann-Bautz ihre Freizeit gerne im „DOCK“, dem damaligen Jugendzentrum in Hard verbracht. Dort hatte Marlene Vetter eine Jugendtheatergruppe ins Leben gerufen und auch geleitet. „Da war ich von Anfang an dabei!“, erzählt die Theatermacherin, die Neuem gegenüber immer schon sehr offen gewesen sei: „Ich gehe bis heute beispielsweise gerne auf neue Projekte und Theaterstücke zu. Wenn mir etwas gefällt, wenn mich der erste Eindruck überzeugt, dann überlege ich nicht lange, sondern mache. Ich fürchte mich dann auch nicht davor, zu scheitern. Da hilft mir dann meine Geduld wieder dabei, das zu überwinden. Wichtig ist es, es zu probieren und dabei wieder zu lernen“, erklärt sie.

„Damals, als ich zum ersten Mal Theaterluft im Jugendzentrum geschnuppert habe, war für mich von der ersten Minute an sofort klar: Theater ist es, das ist es genau meins!“ Ehemalige Klassenkameradinnen sagen ihr heute übrigens – auch wenn sie das gar nicht so gerne hört – dass ihre Theaterleidenschaft schon viel früher begonnen hätte: „Denn ich sei ja immer schon der Klassenclown gewesen. Das erzähle ich selbst nur sehr ungern, aber es muss wohl was Wahres dran sein. Ich war tatsächlich immer schon jemand, der sehr extrovertiert war, ich habe auch im Jugendzentrum viel mitgeholfen, war in Veranstaltungen mit eingebunden.“

Ich war ein fetter, lüsterner Kunsthändler

Ganz mit Haut und Haaren und jeder Menge Herzblut hat sich Dagmar Ullmann-Bautz dann auch in ihre erste Bühnenrolle eingelassen: Ich kann mich noch gut an mein erstes Stück erinnern. Ich war 16 Jahre alt und habe im Orient Express einen fetten, lüsternen Kunsthändler gespielt, der mit Rubens-Bildern gehandelt hat. Diese Figur hatte so überhaupt nichts mit mir zu tun. Aber eine so komplett andere Persönlichkeit darzustellen, einen komplett anderen Charakter, das war für mich dann wiederum lustvoll. Es hat mir einfach irrsinnig viel Spaß gemacht, mich in diese Person hinein zu versetzen. Danach auch noch das Lob zu bekommen, in diesem Stück nicht Dagmar, sondern ganz und gar dieser Kunsthändler gewesen zu sein, das war für mich einfach toll. Ich war nämlich in der Schule nicht gar so toll“, wirft sie lachend ein. „Und diese Bestätigung hat mir gutgetan und mich nachhaltig gestärkt.“

Ansporn für die berufliche Weiterentwicklung

Das Theaterspielen hat Dagmar Ullmann-Bautz angespornt, weiter zu lernen. „Es war und ist ein Ansporn für meine gesamte berufliche Entwicklung“, weiß sie heute und sie ist sich ganz sicher: „Wenn ich nicht angefangen hätte, Theater zu spielen, dann hätte ich mich beruflich ganz bestimmt nicht so weit entwickelt. Es hat mir sehr viel an Selbstwertgefühl gebracht, hat mir gezeigt, dass ich das machen kann, was mich interessiert.“ Ihre Eltern hatten eigentlich nicht den Wunsch, dass ihre Tochter aufs Gymnasium geht. „Sie haben mir sogar prophezeit, dass ich das gar nicht schaffen würde. Ich wollte aber unbedingt studieren gehen und habe dann nach meiner Hauptschulzeit die Aufnahmeprüfung ins Gymnasium bestanden.“ Dagmar hat auch ihre Matura im ersten Anlauf gemacht und dann – wieder gegen den Willen meiner Eltern – das Studium der Pädagogik und Psychologie aufgenommen. „Diese Willenskraft habe ich durch das Theater bekommen, da bin ich mir heute sicher. Das war das Theater, das mich so gestärkt hat, dass ich das wirklich durchgezogen habe!“

Theaterarbeit mit jugendlichen Randgruppen

Dass sie die Pädagogik bald mit dem Theaterspielen verknüpft hat, lag natürlich auf der Hand. Dagmar Ullmann-Bautz hat gegen Ende ihres Studiums begonnen, Theaterprojekte anzubieten – unter anderem im Kultur- und Jugendzentrum „Between“ in Bregenz. „Ich habe mit Punks Theater gemacht, mit allen möglichen Randgruppen, habe in der Schweiz mit drogenabhängigen Mädchen Theater gespielt. Ich habe ja selbst erlebt, wie gut die Theaterarbeit tut, gerade als jugendlicher Mensch, und das konnte ich weitergeben. Diese Arbeit hat mich so gefesselt, dass ich schlussendlich nicht mehr zurück nach Innsbruck gegangen bin.“

Dagmar hat ihr Studium Studium sein lassen. Ohne Abschluss. „Ich habe lieber meine Arbeit mit den Jugendlichen weiter intensiviert.“ Ein wenig später hat sie dann doch noch – nebenberuflich – eine dreijährige theaterpädagogische Ausbildung in Salzburg abgeschlossen. „Das hat mir mehr zugesagt. Ich wusste einfach, dass ich genau das weiter machen wollte.“

Erste positive Rückmeldungen ihres Lebens

Über zehn Jahre lang hat sie im Bereich Theaterpädagogik und Jugendarbeit mitgewirkt, mit jugendlichen Randgruppen Theaterstücke erarbeitet, Jugendtheaterfestivals organisiert. “Ich habe bei vielen jungen Menschen eine ähnliche Wirkung des Theaters auf die Persönlichkeit erlebt wie bei mir damals. Allen voran eine Steigerung des Selbstwertgefühls. Für viele war der Applaus das erste positive Feedback in ihrem Leben überhaupt. Auch das gemeinsame Erarbeiten und Präsentieren eines Stückes – egal, ob auf oder hinter der Bühne – ist etwas, das die einzelne Persönlichkeit genauso stärkt wie den sozialen Umgang miteinander. Der Einzelne merkt, wie wichtig er ist, damit das gesamte Stück funktioniert. Jeder bringt seine Fähigkeit mit ein, damit daraus ein Ganzes wird.“ Noch heute, wenn Dagmar Ullmann-Bautz nach Jahren einem ihrer damaligen Schützlinge begegnet, wird ihr genau das immer wieder bestätigt.

Wenn auch der dickste Geduldsfaden einmal reißt

Trotz der schönen Erlebnisse und Momente hat Dagmar Ullmann-Bautz diese Arbeit im Jugendzentrum auch immer wieder als äußerst kräftezehrend und nervenaufreibend erlebt. „Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich beschloss, die Arbeit mit jugendlichen Randgruppen aufzugeben: Ich wusste es in dem Moment, als ich, die ich wirklich ein Eselsgeduld habe, einem Jugendlichen eine Ohrfeige verpasst habe. Gleich am nächsten Tag habe ich gekündigt. Da wusste ich: Das geht nicht, jetzt ist fertig.

Kurz danach hat Dagmar Ullmann-Bautz die Geschäftsführung des Landesverbandes für Amateurtheater übernommen. „Die damalige Obfrau Marlene Vetter hatte zu diesem Zeitpunkt eine Professionalisierung des Verbandes angestrebt.“ Und mit Dagmar Ullmann-Bautz kam genau die Richtige, um dieses Vorhaben umzusetzen. Das war im Jahr 1990. Und seither ist die Regisseurin mit ungebrochener Leidenschaft ganz vorne mit dabei.

Theater für alle Bevölkerungsschichten

2004 - erste Zusammenarbeit mit Bühnenbildnerin Petra Rohner Menia; Foto: ©Heinz Ullmann

2004 – erste Zusammenarbeit mit Bühnenbildnerin Petra Rohner Menia; Foto: ©Heinz Ullmann

In ihrer Funktion als Geschäftsführerin hat Dagmar Ullmann-Bautz gemeinsam mit dem Vorstand damals also begonnen, den Verband auf ein starkes Fundament zu stellen, den damals bereits starken Jugend-und Amateurtheaterbereich weiter aufzubauen, eine Seniorentheaterschiene ins Leben zu rufen. „In diesem Bereich sind wir heute österreichweites Vorzeigebundesland. Genauso was den Bereich des Schultheaters betrifft – wir sind das einzige Bundesland, in dem der Landesverband zwei Schultheater-Coaches erkämpft hat, die von Land und Bund bezahlt werden“, erklärt die Geschäftsführerin zurecht stolz. „Das war eine tolle neue Herausforderung, die mich bis heute begeistert. Es ist sozusagen mein Baby. Theater auf eine breite Basis zu stellen, das ist meine Ambition. Theater soll in alle Bevölkerungs- und Gesellschaftsschichten durchdringen!“

Und der Verband kann tatsächlich auf eine äußerst bunte Szene verweisen: über 60 Amateurtheatergruppen gibt es in Vorarlberg. Und sie bedienen sämtliche Geschmäcker: „Es ist vom volkstümlichen Lustspiel über die Boulevardkomödie, den Krimi und den Klassiker bis hin zu experimentellem, sehr modernem Theater alles dabei. Ich habe in meinen ersten Jahren bei meinen Theaterbesuchen und dem Arbeiten mit den Gruppen Ortschaften in Vorarlberg kennen gelernt, von denen ich nur vage wusste, dass sie überhaupt existieren“, erinnert sich Dagmar Ullmann-Bautz lachend zurück.

„Theater ist einfach lebensnotwenig. Zumindest für mich“, wird sie wieder ernster. „Und zwar nicht nur das Theatermachen an sich, sondern auch das Besuchen. Weil ich live etwas erleben kann, was andere Menschen erschaffen und erarbeitet haben. Es ist eine Kunstform, die so unmittelbar ist. Und das berührt mich. Manchmal bringt mich das Theater zum Lachen, manchmal zum Weinen, manchmal macht es mich wütend. Aber immer werden Emotionen ausgelöst, und ich kann danach mit den Menschen darüber diskutieren. Ich nehme immer irgendetwas mit.“

2018 - Literaturfestival

2018 – Literaturfestival „HardCover“, LiteraturCafe Löwen; Foto: ©Guntram König

Und dieses Erlebnis möchte die Theatermacherin ihren Mitmenschen ebenfalls ermöglichen. In ihren Augen ist gerade das Amateurtheater deshalb so wichtig, weil es einen niederschwelligen Zugang in die Theaterwelt bietet. „Es gibt einfach so viele Menschen, die sich nicht ins Theater trauen, weil sie Angst haben, dass sie es nicht verstehen“, bedauert sie. „Das Amateurtheater, und besonders auch das Kindertheater, ist einfach ein guter und wichtiger erster Zugang. Ich weiß, dass dann der nächste Schritt ins professionelle Theater viel leichter gelingt. Das habe ich oft erlebt und finde es jedes Mal wieder wunderschön.“

Ähnliches erlebt Dagmar Ullmann-Bautz übrigens auch im Bereich der Literatur – bei der Organisation des Literaturfestivals „HardCover“, das sie seit 2012 kuratiert. „Auch da gehen die Autoren bewusst zu den Menschen. Wir organisieren Lesungen an ungewöhnlichen Orten, in Parks oder in einem Flüchtlingsheim zum Beispiel. Wenn einmal die ersten Berührungsängste abgelegt sind, verlieren Lesungen ihren staubigen und elitären Beigeschmack, den viele noch damit verbinden.“

Grenzenlos und international

In den vergangenen Jahrzehnten hat das LVA-Team rund um Dagmar Ullmann-Bautz einiges auf die Beine gestellt. „Mit dem Anspruch, Begeisterung für das Theater zu wecken, haben wir experimentiert, neue Formate geschaffen, die legendäre Theaternacht in Bizau beispielsweise ins Leben gerufen oder das Theater Grenzenlos, bei dem wir auf einem Schiff und in den Häfen rund um den Bodensee gespielt haben.“ Bei internationalen Theaterfestivals – etwa „schauplatz.theater“ oder „FOCUS“ – begrüßt Vorarlberg Theatergruppen aus aller Welt, unter anderem aus Japan, Kolumbien und Indien. „Dieser Austausch ist unbezahlbar“, betont Dagmar Ullmann-Bautz. „Wir haben gemerkt, dass die Bühnen- und Theatersprache universal ist, eine Weltsprache. Wir haben uns verstanden, egal ob da gerade japanisch auf der Bühne gesprochen wurde oder bregenzerwälderisch. Es haben immer alle in ihrer Muttersprache gespielt. Wir haben nie ein Stück übersetzt. Das war auch gar nicht nötig.“

Neben ihrer Tätigkeit beim LVA hat Dagmar Ullmann-Bautz vor knapp 30 Jahren auch ein eigenes Theater gegründet, an dem sie bis heute inszeniert: das „ANARTtheater“ in Hard hat sich noch während ihrer Zeit im Jugendzentrum aus einem eigenen Theaterensemble heraus entwickelt. „Das ist meine Gruppe, mit der ich sehr viel Experimente mache. Jedes Jahr ist anders, jede Produktion etwas komplett Neues, an immer wieder anderen Orten. Das ANARTtheater ist ein richtiger Luxus für mich, denn ich kann Uraufführungen inszenieren und mich immer wieder auf Neuland begeben.“

Wer so viel Theaterluft geatmet hat, der liebäugelt über kurz oder lang natürlich auch einmal mit dem Profitheater. Auch bei Dagmar Ullmann-Bautz hat es diese Phase gegeben, zwar nur kurz, aber danach wusste sie, dass das nichts für sie war, erzählt sie: „Ich habe ein dreiviertel Jahr in St. Gallen in der Schweiz im Stadttheater als Regieassistentin gearbeitet. Mein Herzblut liegt ja in der Regiearbeit. Gemeinsam mit Menschen etwas zu erarbeiten, aus ihnen das Optimum herauszuholen, Fähigkeiten zu erkennen. Das liebe ich. Und ich traue mich heute zu sagen, dass ich im Laufe der Zeit das Talent entwickelt habe, die richtigen Menschen für die jeweiligen Rollen auszusuchen. Ich habe nie falsch besetzt, schräg ja, aber nie falsch“, resümiert die Regisseurin selbstbewusst.

Die Arbeit an sich hat Dagmar Ullmann-Bautz natürlich auch in St. Gallen Spaß gemacht: „Ich habe auch viel gelernt und tolle Erfahrungen gemacht. Dennoch habe ich erkannt, dass Berufstheater schlussendlich nichts für mich ist, weil mir diese Hierarchien nicht sympathisch sind. Ellenbogentaktik, Eifersucht, Stress und Neid sind Eigenschaften, denen ich lieber aus dem Weg gehe. Das hat gerade in der Theaterspielfreude nichts zu suchen. Vielleicht hatte ich das Pech, gerade bei zwei Produktionen dabei gewesen zu sein, bei denen man die Schattenseiten von Rampenlicht sehr deutlich zu spüren bekam.“ So oder so – danach hat sich Dagmar Ullmann-Bautz wieder voll und ganz dem Amateurtheater in Vorarlberg gewidmet.

Alle paar Jahre jedoch macht sie ganz bewusst einen Ausflug ins „Profilager“ und inszeniert mit ausgewählten Schauspielern ein ausgewähltes Stück, zuletzt „Der Junge im Baum“ von Annette Raschner am „Spielboden“ in Dornbirn.

Ein großes Anliegen in naher Zukunft ist für Dagmar Ullmann-Bautz die Stärkung des Schultheaters: „Mein Ziel ist es, dass jedes Kind in der Schule oder im Kindergarten zumindest die Möglichkeit hat, einmal auf einer Bühne zu stehen. Oder hinter den Kulissen mitzuhelfen. Ich bin einfach fest davon überzeugt, dass es jedem Kind gut tut, das einmal erlebt zu haben.“ Dafür wird sie sich in den nächsten Jahren noch so richtig einsetzen, verspricht die Theaterpädagogin.

Ebenfalls auf ihrer Zukunftswunschliste ganz oben steht die Inszenierung einer Oper: „Noch traue ich mich nicht ganz. Ich habe zwar Musiktheater inszeniert, aber eine Oper ist dann doch wieder ganz etwas anderes. Eine richtige Oper…“, denkt sie laut nach, „…vielleicht mache ich es nie und es wird immer ein Traum bleiben…“.

Einer, der sie jedenfalls schon immer beim Umsetzen ihrer Träume unterstützt hat, ist ihr Ehemann Heinz, mit dem sie seit 40 Jahren zusammen ist: „Er ist der ruhende Pol in meinem Leben, mein schärfster, aber auch konstruktivster Kritiker. Heinz ist Grafiker und entwirft alle Plakate meiner Produktionen, gemeinsam schreiben wir auch für die Zeitschrift Kultur. Wir besuchen Aufführungen und wir reisen zusammen. Wir haben gelernt, die wenige Zeit, die wir gemeinsam haben, meistens doch recht gut zu nutzen.“

Dagmar Ullmann-Bautz kann von sich sagen, dass sie noch nie müde geworden ist, neue Inszenierungen anzugehen. „Auf den Proben bin ich der glücklichste Mensch der Welt. Ich musste mich noch nie, kein einziges Mal überwinden, eine Probe zu besuchen. Ich bin zu jeder einzelnen gerne hingegangen. Dafür bin ich auch unendlich dankbar!“

Überwinden muss sie sich hingegen manchmal ein bisschen, wenn es darum geht, alltägliche Büro-, Organisations- und Routinearbeit zu erledigen. „Das sind eben die Alltagshandgriffe“, schmunzelt sie. Im September 2020 könnte Dagmar Ullmann-Bautz offiziell in Pension gehen. „Zu Inszenieren höre ich nie auf. Das weiß ich. Aber ich bin seit einem Jahr dran, eine Nachfolge für die Geschäftsführung am LVA zu suchen. Es ist nicht einfach. Unter anderem – und das ist jetzt wirklich beschämend, dass ich das sagen muss – aber: weil vor allem Männer nicht um das Geld arbeiten, das man hier verdient…“. Dagmar Ullmann-Bautz hätte einen gut geeigneten Nachfolger in Aussicht gehabt, engagiert, motiviert, mit neuen Ideen. Allein die Bezahlung ist ein Problem. „Ich habe diesen Umstand jedenfalls beim Land vorgebracht, mal sehen, ob sich etwas entwickelt“, meint sie hoffnungsvoll.
Immerhin wäre der anstehende Generationenwechsel ein schöner Anlass, den Wert dieser Arbeit neu zu berechnen…

Verfasst im Oktober 2018

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