Jennifer Bitsche

Marketing-Fachfrau, Geschäftsleiterin, „Eyewear-Bloggerin“

Die Bludenzerin hat in den vergangenen Jahren aus ihren Ideen und ihrem Wissen rund ums Thema „Brille“ richtige „Hingucker“ erschaffen. – Und zwar sowohl in der Realität, als auch im Internet: Vertreter der Branche sowie Liebhaber ausgewählter Feinkostprodukte und Accessoires haben Jennifer Bitsches kleinen „Eyewar Concept Store“ in der Bludenzer Innenstadt längst im Blick. Und wer online nach Fachbeiträgen und Modetrends in der Welt der Augengläser sucht, der stößt früher oder später auf ihren Brillenblog „Faceprint“, mit dem die Marketing-Fachfrau eine spannende wie ästhetische Nische bedient.

Und weil Jennifer Bitsche zudem noch im Augenoptik- und Hörakustik-Unternehmen „Bitsche“ ihres Mannes arbeitet und ihre Kinder umsorgt, hat die Anfang 30-Jährige das Wort „Langeweile“ aus ihrem Wortschatz bis auf Weiteres gestrichen. „Ich war immer schon ein aktiver Mensch, mit voller Power dabei, immer dran. Das macht mich aus. Es ist eine starke Kraft, die ich mittlerweile auch als eigenen Antrieb zu nutzen gelernt habe“, erklärt uns die Geschäftsfrau im „Schwarz auf Weiß“-Interview, für das wir uns in einem Café wenige Meter entfernt von ihrem „Hingucker“-Geschäft getroffen haben. Gleich im Anschluss hat Jennifer dort nämlich einen Fototermin für ihren Blog.

Titelfoto: ©Marina Schedler
Brille: „Hingucker“

Nesthäkchen mit kreativem Kopf

Jennifer Bitsche ist in Bludenz aufgewachsen, das Nesthäkchen gilt als der kreative Kopf der Familie mit immer wieder neuen Ideen: „Ich liebe es, wenn etwas vorwärts geht. Ich bin übrigens auch die einzige, die Musikinstrumente – zunächst Ziehharmonika, später auch Saxophon – gelernt hat.“ Ihre musikalische Ader hat Jennifer Bitsche zunächst in die Musikmittelschule Thüringen geführt, im Anschluss hat sie die Handelsakademie Bludenz besucht. „Meine gesamte Kinder- und Jugendzeit hat sich also in und um Bludenz abgespielt.“

Nach ihrer Schulzeit wollte Jennifer Bitsche eine „kreative Ausbildung“ machen. Allerdings wusste sie lange Zeit nicht genau, wo sie ansetzen sollte. „Und dann habe ich bei einer Bank zu arbeiten begonnen“, schmunzelt sie.“Das war zwar irgendwie auch spannend, aber nach zwei Jahren war Schluss und ich bin nach Innsbruck gegangen, um Marketing zu studieren.“

Durch die Welt und wieder zurück

Bereits während ihres Studiums hat Jennifer Bitsche immer wieder im Geschäft ihres Mannes mitgeholfen und in Oxford, Argentinien, Shanghai und Peking diverse Fachpraktika absolviert. Dort hat sie entweder in Betrieben oder an den dortigen Universitäten Erfahrungen gesammelt. „Ich dachte zunächst auch, dass ich mich später bestimmt irgendwo in der großen, weiten Welt niederlassen würde“, erzählt sie.
Aber ich bin schlussendlich doch immer wieder nach Bludenz zurück gekehrt. Mein Herz ist einfach hier. Hier fühle ich mich wohl. Hier bin ich daheim. Wir sind ohnehin geschäftlich viel auf Reisen und besuchen diverse Veranstaltungen. Ich bin also auf diese Art sehr viel unterwegs in der Welt. Ich liebe das. Aber besonders mit Familie könnte ich mir ein Leben anderswo nicht mehr vorstellen“, betont die zweifache Mama. „Im Gegenteil: seit ich Kinder habe, schätze ich das Leben hier nur noch mehr.“

Von lästiger Notwendigkeit zur Leidenschaft

Jennifer Bitsche; Foto: ©Marina Schedler

Jennifer Bitsche; Foto: ©Marina Schedler

Jennifer Bitsche hat ihre erste Brille im frühen Volksschulalter bekommen. „Und damals war das Thema Brille noch nicht so positiv und modisch besetzt wie heute. Vor allem für ein Kind“, bedauert sie. „Damals ist das Nasenfahrrad eher abwertend mit Streber verbunden worden. Die Lehrer mussten manchmal sogar richtig mit mir schimpfen, dass ich das ungeliebte Ding in der Klasse dann auch tatsächlich aufsetze.“

Erst einige Jahre später, als Jennifer ihren Mann kennengelernt hat, hat sich diese Einstellung gedreht: „Er ist Optiker und hat mir gezeigt, wie normal, wie selbstverständlich und sogar modern dieses Accessoire mittlerweile ist. Immerhin ist jeder zweite in unseren Breiten Brillenträger!“ Eine Brille war von da an für Jennifer Bitsche nicht nur etwas Normales, vielmehr hat sich daraus eine richtige Leidenschaft entwickelt. Vor allem das Interesse zur Brillenmode ist ständig weiter gewachsen. „Aus etwas mir wirklich Lästigem ist eine Faszination geworden. Ich habe mich immer mehr mit der Branche auseinander gesetzt und erkannt, wie spannend auch das gesamte Drumherum ist, wenn man sich erst einmal ein bisschen auskennt.“

Starkes Accessoire

Und Jennifer Bitsche hat schnell erkannt, dass eine Brille die Kraft hat, nicht nur ein Outfit, sondern einen ganzen Typ zu verändern. „Es ist ein sehr starkes Accessoire. Man kann sehr viel mit einer Brille verändern und erzeugen. Ich bin froh, dass die Einstellung der Gesellschaft und auch der Markt sich so geändert haben, dass sich niemand mehr dafür genieren muss, eine Brille zu tragen. Im Gegenteil!“
Jennifer Bitsche bemerkt übrigens einen sich ganz ähnlich entwickelnden Trend im Bereich der Hörakustik: „Es ist ganz spannend zu beobachten, denn dieser Bereich steht momentan genau da, wo die optischen Brillen noch vor 30 Jahren waren. Das heißt: noch wird ein Hörgerät als etwas Lästiges empfunden, statt als etwas Selbstverständliches. Aber es wird schon besser, gaaanz langsam ändert sich auch hier die Einstellung“, schmunzelt sie.

Omas Brillen wieder im Trend

Was sich hingegen wohl nie ändern wird, ist das Kommen und Gehen und Wiederkommen von Modetrends, das auch die Brillenindustrie spürt. Die Impulse für Trends holen sich die Bitsches vor allem von Messen in Deutschland, Mailand, Kopenhagen und New York: „Es ist ähnlich wie bei der Kleidung: Trends kommen und gehen. Und zwischendurch gibt es auch komplette Neuheiten wie etwa die Holzbrillen, mit dem ein Tiroler Unternehmen den Weltmarkt revolutioniert hat. Momentan ist es eher so, dass wir es schade finden, dass wir Omas und Opas Brillen nicht aufbewahrt haben. Die wären jetzt nämlich absolut wieder im Trend: Die schweren, teils tropfenförmigen Modelle mit Steg finden wir derzeit in fast jeder Kollektion wieder…“

Hingucker in Bludenz

Im Jahr 2017 haben die Bitsches in den kleinen Räumlichkeiten des ehemaligen „Städtle-Optik“ in der Bludenzer Fußgängerzone ihren „Hingucker“ , ein Geschäft mit komplett neuem Konzept eröffnet. Was in der Fachsprache „concept store“ genannt wird, ist ein fein abgestimmtes Angebot an wechselnden und sorgfältig ausgewählten Feinkostprodukten sowie hochwertigen Einrichtungsartikeln, die sich in stimmiger Atmosphäre um den Hauptdarsteller „Brille“ scharen. „Unser Hingucker ist der erste eyewear-concept store in Vorarlberg“, erklärt Jennifer Bitsche stolz. „Wir haben versucht, hier ein bisschen querzudenken, unsere solide Optikerbasis ein wenig ins Außergewöhnliche zu heben. Das alles war auch für uns wieder etwas komplett Neues, in das wir erst hineinwachsen mussten. Aber gerade dieses Kennenlernen hat großen Spaß gemacht!“

„Hingucker“; Foto: ©Marina Schedler

„Hingucker“; Foto: ©Marina Schedler

Inzwischen gibt es unter dem Label „Hingucker Vorarlberg“ auch eine eigene Brillenkollektion, die im benachbarten Deutschland designt wird. „Leider fehlt in Vorarlberg eine eigene Produktionsstätte“. Ansonsten ist das kleine Geschäft bewusst auf Produkte aus der Region hin ausgerichtet. „Nicht nur, aber zu einem großen Teil“, ergänzt Jennifer Bitsche: „Wir haben etwa Gin und Whisky von der Destillerie Keckeis in Rankweil, derzeit auch Decken von David Fußenegger aus Altach und Gewürze von Frau Kaufmann aus dem Bregenzerwald im Angebot. Dieses wechselt ja regelmäßig, wir haben unterschiedliche Schwerpunkte und sind daher immer auf der Suche nach Passendem. Wir achten aber darauf, dass Design und Qualität im Einklang sind. Ich liebe beispielsweise klare, gerade Linien, das Verschnörkelte ist nicht so mein Ding.“

Zusammenhalt und gegenseitige Ergänzung

Während Jennifers Mann sich als Unternehmer mehr auf die technischen Feinheiten der Optik und Hörakustik spezialisiert, taucht Jennifer Bitsche also immer tiefer in den Wirkungs- und Modebereich in diesem Sektor ein. „Deshalb ergänzt sich unsere Zusammenarbeit auch so gut“, freut sie sich. „Und der Spagat zwischen Familie und Beruf geht sich aus. Es ist natürlich nicht immer einfach und ganz klar eine Organisationsfrage. Organisation ist hier der große Knackpunkt, um das alles am Laufen zu halten. Und Zusammenhalt. Ohne die Hilfe von Oma und Opa geht da gar nichts! Denn es sind auch einige berufliche Abend- und Nachtschichten dabei“, erklärt die berufstätige Mama. „Manchmal bin ich natürlich schon müde, aber wir unterstützen uns gegenseitig, sind eben ein richtiges Familienunternehmen – der Vater meines Mannes ist ja auch noch aktiv im Geschäft mit dabei. Wenn das Miteinander funktioniert, dann schafft man das auch alles. Und dann macht es auch so richtig Spaß!“

„Hingucker“-Kampagne in der „Fabrik Klarenbrunn“ in Bludenz; Foto: ©Marina Schedler

„Hingucker“-Kampagne in der „Fabrik Klarenbrunn“ in Bludenz; Foto: ©Marina Schedler

Momentan hält sich die persönliche Freizeit im Leben von Jennifer Bitsche zwar in Grenzen. „Aber die Zeit mit den Kindern ist der schönste Ausgleich. Und das Gläschen Rotwein während eines entspannenden Jazzstündchens geht sich zwischendurch immer mal aus.“

Bei ihren Recherchen rund um die Brille hat Jennifer Bitsche zwar schöne Kataloge entdeckt, einzelne Artikel in Modezeitschriften gelesen und spannende Messeauftritte erlebt. Allerdings gab es ansonsten wenig zu diesem Thema in der weiten Onlinewelt der Blogger und Influencer. „Ich habe insgesamt zwei Jahre lang gesucht. Schließlich habe ich 2016 mit meinem eigenen Blog samt Instagram-Auftritt gestartet.“ Unter dem Blognamen „Faceprint“ berichtet die Marketing-Fachfrau seither über ihr Wissen und ihre Entdeckungen auf dem Brillen-Fashionmarkt. „Es ist richtig viel Arbeit, die dahinter steckt. Ich schreibe die Texte selbst und bearbeite auch den Internetauftritt. Meine Fotos macht inzwischen Marina Schedler aus Bregenz, eine professionelle Fotografin.“

Brillenmesse München mit „Eyewar“-Blogger-friend; Foto: ©Gunnar Lillehammer

Brillenmesse München mit „Eyewar“-Blogger-friend; Foto: ©Gunnar Lillehammer

Und die Arbeit rentiert sich. Jennifer Bitsche ist mittlerweile gut vernetzt, kann spannende Kooperationen mit Firmen eingehen, auch dann, wenn sie für ihr Geschäftssortiment nicht geeignet sind. „Es ist schon ein richtiges feines Online-Magazin rund um die Brille entstanden“, meint sie zufrieden und erklärt: „Es ist mir bewusst, dass aus meinen knapp 12.000 Followern auf Instagram wohl keine 100.000e werden, aber für Ländle-Verhältnisse bin ich eh schon ganz gut dabei.“

Eines ihrer großen Ziele für die nähere Zukunft ist es, die Hingucker-Brille als Marke zu etablieren. „Das wäre ein Traum von mir“, sagt Jennifer Bitsche abschließend. „Ich freue mich nämlich immer so sehr, wenn ich eine Hingucker in einem Gesicht entdecke, in das ich gerade im Vorbeigehen oder in einem Café blicke.“

Verfasst im April 2019

Jennifer Bitsche im „Schwarz auf Weiß“-Interview; Foto: ©“Schwarz auf Weiß“

Jennifer Bitsche im „Schwarz auf Weiß“-Interview; Foto: ©“Schwarz auf Weiß“

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